Neue Interviewreihe “Fit für die Gründung – Profis starten durch!”

In diesen Interviews erzählen uns Gründerinnen und Gründer ihre persönliche Existenzgründungsgeschichte. Gemeinsam haben sie, dass sie den Sprung in die berufliche Selbstständigkeit aus einer Anstellung wagten.

Folge – 5 – proofnet GmbH

Die proofnet GmbH wurde im Jahre 2015 gegründet und besteht aktuell aus rund 10 MitarbeiterInnen. Das Unternehmen ist spezialisiert auf den Security PenTest im Automotive Umfeld, insbesondere dem Bereich Connected Car. Vereinfacht gesagt wird versucht, die Automotive Steuergeräte der Kunden in deren Auftrag anzugreifen, um Schwachstellen aufzudecken und im äußersten Fall auch konkret auszunutzen.

proofnet unterstützt und begleitet seine Kunden während der Entwicklung zukünftiger Fahrzeuggenerationen und ist neben den Hands-on Untersuchungen, z.B. auch an Konzept-Reviews etc. beteiligt, sprich analysiert geplante Security Maßnahmen schon auf dem Papier und zeigt Verbesserungspotentiale hinsichtlich der Absicherung auf.

Das Unternehmen arbeitet auf diesem Gebiet sowohl mit internationalen OEMs im Automobilbereich als auch mit Zulieferern von Connected Car Steuergeräten zusammen. Geleitet wird das Unternehmen von den zwei geschäftsführenden Gesellschaftern: Roman Schmidt und Susanne Goldammer, die das Unternehmen gemeinsam aufgebaut haben.

Wie sah der Gründungsprozess des Unternehmens aus?

Susanne Goldammer: Der Gründung der proofnet GmbH ging eine jahrelange Selbständigkeit als Freiberufler voraus. Zuvor war ich kurze Zeit bei einem Unternehmen angestellt, für das ich bereits als Studentin tätig war. Die fachlichen Themen als Selbstständige waren anfangs eher entwicklungsorientiert, aber immer schon mit Anlehnung an die Bereiche Automotive und/oder Security. Mit den Jahren haben sich die Projekte mehr und mehr in den Bereich Security Pen Test verschoben, nachdem der Bedarf hierfür bei den Kunden zunehmend in den Fokus gerückt ist.

Was bewegte Sie zur Gründung der GmbH?

Die Freiberuflichkeit ist vom Grundsatz her eine schöne und sehr freie Art der Selbständigkeit. Durch permanent steigende Kundenanfragen und durch die große rechtliche Unsicherheit in Bezug auf das Thema Scheinselbständigkeit, war die Gründung einer GmbH der richtige logische Schritt. Die Außenwirkung einer GmbH ist zudem eine ganz andere, als bei einem Freiberufler.

Was ist für Sie besonders spannend in der beruflichen Selbstständigkeit?

Der tägliche Spagat zwischen MitarbeiterInnen, Kunden und den vielfältigen Themen kann einem auf der einen Seite den Schlaf rauben. Andererseits macht es Spaß, wenn die Planungen, Ideen und Gedanken Wirkung zeigen und wir unsere Kunden ein echtes Stück voranbringen, z.B. in dem wir wichtige Security Schwachstellen aufdecken und sie so die Chance bekommen, diese noch vor Markteinführung zu beheben.

Wie hat sich Ihr Arbeitsalltag im Laufe der Jahre in der Selbstständigkeit verändert?

Als studierte Informatikerin war ich viele Jahre selbst ganz tief fachlich in die Projekte eingebunden und habe Hands-On an den Steuergeräten gearbeitet. Das hat sich mit zunehmender Unternehmensgröße verändert, d.h. ich verbringe einen Großteil meiner Zeit heute mit Projektabstimmungen, Aufgabenplanung, Mitarbeiterführung, Problemlösungen, Recruiting, Projektakquise, Neukundengewinnung etc. Die strikte Trennung nach Fachkraft, Manager und Unternehmer gibt es bei uns nach wie vor nicht. Ich persönlich finde das auch nicht schlimm, es ist sehr abwechslungsreich.

Welche Bedenken bzw. Ängste hatten Sie im Zusammenhang mit der Gründung und wie sind Sie damit umgegangen?

Die Gründung der GmbH an sich hat keine neuen Ängste hervorgerufen. Allerdings sind mit der GmbH-Gründung erste Mitarbeiter ins Unternehmen gekommen. Das bedeutete für mich, dass ich mit vielen neuen Aufgaben wie Mitarbeiterführung, Mitarbeitergesprächen, Aufgabenplanung, fachlichen Abstimmungen intern, der Lohnabrechnungen etc. konfrontiert wurde.

Der Schritt in die Freiberuflichkeit 2007 ging, so kurz nach dem Studium, tatsächlich mit der Sorge einher, ob ich damit den Lebensunterhalt für den nächsten Monat verdienen kann. Ich stamme nicht aus einer Unternehmerfamilie, in der man mit diesem Gedanken aufgewachsen ist und finanzielle Schwankungen sogar als normal ansieht. Im Nachhinein betrachtet war meine Sorge völlig unbegründet. Ich kann mich in all den Jahren nicht erinnern, dass ich mal keine Kunden und keine Projekte hatte.

Wie haben Sie Ihre ersten Kunden gewonnen?

Der erste Kunde ist aus Kontakten der vorherigen Anstellung entstanden. Nach der Kündigung durch meinen damaligen Arbeitgeber wollte der Kunde den Kontakt halten und die Projekte weiterführen. Wir arbeiten auch heute noch sehr eng zusammen und haben die Themen über die Jahre ausgebaut. Kunde 2 und 3 sind über die Freelancer Plattform Gulp akquiriert worden. Weitere Kunden kamen dann von sich aus auf uns zu, weil wir bereits in früheren Projekten für einen OEM zusammengearbeitet hatten.

Welche praktischen Tipps können Sie frischen Gründern oder Personen in der konkreten Gründungsüberlegung geben?

Ein finanzieller Puffer ist hilfreich. Bei mir war das eher nicht der Fall, weil die Selbständigkeit schon recht früh nach dem Studium anfing. Ich bin mit einem Businessplan gestartet. Den brauchte ich, für den Bezug des sogenannten Gründungszuschuss von der Agentur für Arbeit.

Die Buchhaltung und Umsatzsteuererklärung habe ich jahrelang selbst gemacht. Ich finde es wichtig, dass man seine Zahlen kennt. Viele Unternehmen scheitern, weil sie diese nicht im Blick behalten. Nach einigen Jahren, insbesondere mit dem Start der GmbH, der Mitarbeitereinstellung und den damit verbundenen Lohnabrechnungen, habe ich die Buchhaltung nach extern abgegeben.

Gibt es aus Ihrer persönlichen Erfahrung Aspekte, die Gründerinnen beim Schritt in die berufliche Selbstständigkeit besonders berücksichtigen sollten?

Es wird immer wieder über das Thema Altersarmut diskutiert, gerade bei Selbständigen. Man muss sich im Klaren sein, dass man zwangsläufig mehr verdienen sollte, als ein Angestellter. Nur so kann man seine eigene finanzielle Altersvorsorge betreiben und Ausfallzeiten wie Krankheit und Urlaub auffangen.

Das Thema Krankenversicherung ist auch zu durchdenken. Als freiwillig gesetzlich Versicherte hätte ich den Höchstbetrag bezahlt. Ich bin deshalb recht früh in die private Krankenversicherung (PKV) gewechselt. Was man in jungen Jahren spart, kommt bekanntermaßen über die Jahre obendrauf. Kinder müssen ebenfalls in der PKV versichert werden, sofern der besserverdienende Elternteil dort versichert ist.

Wie bleiben Sie als Unternehmer:in informiert und up to date?

Meist über Portale wie Xing oder LinkedIn, im Informatikbereich auch z.B. über Heise. Ich habe vor einer Weile ein Blinkist-Abo abgeschlossen. Dort werden Fachbücher (keine technischen!) auf 15 Leseminuten komprimiert. Oft gibt es diese auch zum Anhören, das empfinde ich als sehr praktisch. Fachlich bilden wir uns z.B. über die Black Hat, ein internationales Veranstaltungsformat zur Cybersecurity, weiter.

Welche unternehmerisch schwierigen Situationen haben Sie erlebt und wie sind Sie diesen begegnet?

Das größte Risiko für unseren Bereich ist tatsächlich der Fachkräftemangel. Wir haben seit kurzem eine neue Mitarbeiterin. Ihre Aufgabe ist das Recruiting und Employer Branding: Wenn man nicht sichtbar ist, hat man kaum eine Chance. Daran arbeiten wir gerade.

Welche Qualitäten sollte man als Unternehmer:in mitbringen bzw. sich aneignen?

Eigeninitiative und Eigenverantwortung sind die wichtigsten Eigenschaften. Man muss die Aufgaben und Bedürfnisse anderer sehen und erkennen, um dem Kunden hieraus einen Mehrwert zu bieten. Wichtig finde ich, dass man hinter dem steht, was man als Unternehmer:in tun möchte, statt aus Mangel an Alternativen ein Unternehmen zu gründen.

Herzlichen Dank für den Einblick und die Anregungen!

Harald Grumser bekommt Gründerpreis Baden-Württemberg 2022 für sein Lebenswerk

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut MdL und Sparkassenpräsident Peter Schneider haben jetzt in Stuttgart fünf Start-ups mit dem Gründerpreis Baden-Württemberg geehrt. Die mit insgesamt 25.500 Euro dotierte Auszeichnung wurde zum 25. Mal vergeben.

Den Preis für das Lebenswerk erhielt Harald Grumser, Gründer und langjähriger CEO der Compart AG, Böblingen, der auch Beiratsvorsitzender des Softwarezentrum Böblingen/Sindelfingen e.V. und Mitinitiator des KI Startup- und Innovationszentrums AI xpress ist.

„Der Erfolg Baden-Württembergs basiert auf Weltmarktführern und Unternehmerinnen- und Unternehmerpersönlichkeiten. Die Preisträger der Kategorie Lebensweg stehen exemplarisch dafür und belegen eindrucksvoll, dass wir nicht nur auf das Silicon Valley oder auf andere Start-up-Hotspots blicken müssen, sondern eigene Erfolgsgeschichten haben. Mit unserer erfolgreichen Landeskampagne Startup BW und gemeinsam mit unverzichtbaren Partnern wie der Sparkassen-Finanzgruppe arbeiten wir hart daran, Start-ups in das Licht der Öffentlichkeit zu rücken und bestmöglich zu unterstützen, um diese Erfolgsgeschichten fortzuschreiben“, so die Ministerin.

Im Rahmen der Verleihung des Gründerpreises Baden-Württemberg wurde zum 18. Mal eine verdiente Unternehmerpersönlichkeit für ihr Lebenswerk geehrt. In diesem Jahr erhielt Harald Grumser, Gründer der Compart AG, die Auszeichnung.

Bereits Anfang der 90er-Jahre erkannte der Unternehmer das gewaltige Potential, das die Digitalisierung für die Geschäftswelt barg. Sein 1992 gegründetes Unternehmen Compart arbeitete zunächst als Systemhaus, bevor es zur Entwicklung von Software überging. Grundidee war dabei, die Konvertierung zwischen verschiedenen Formaten zu ermöglichen – beginnend bei den Grafikformaten AFP und TIFF. Heute ist Compart ein international agierender Innovationstreiber in Sachen Omnichannel-Kundenkommunikation.

Das Unternehmen mit Hauptsitz in Böblingen versteht sich als Brückenbauer zwischen analoger und digitaler Dokumentenwelt. Als Firmenchef hat Harald Grumser bis 2021 einen Gründergeist gelebt, an dem alle Mitarbeitenden im Haus teilhaben konnten. Hürden wurden systematisch abgebaut – zum Beispiel durch Angebote für Eltern mit Kleinkindern oder Deutschkurse für nichtdeutschsprachige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

„Kompatibilität – die Vereinbarkeit des Unterschiedlichen – ist ein Wort, das Harald Grumser wunderbar charakterisiert, nicht nur im Blick auf seine Arbeit in der Softwareentwicklung, sondern auch als Mensch“, betonte Sparkassenpräsident Peter Schneider bei der Preisübergabe. „Er ist ein Musterbeispiel für den unkomplizierten Macher, der schnell Probleme erkennt und praktikable Lösungen schafft. Die Compart AG beweist darüber hinaus eindrucksvoll, wie ein relativ kleines, hochagiles Unternehmen mit 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Innovationen vorantreiben kann.“

Grumser reiht sich ein in eine beeindruckende Gruppe von Unternehmerinnen und Unternehmern, die in den vergangenen Jahren mit dem Preis für ihr Lebenswerk geehrt worden sind. Darunter Persönlichkeiten wie Ewin Hymer, Artur Fischer oder Wilfried Ensinger.

Startschuss zum Mittelstand-Digital Zentrum Klima.Neutral.Digital

Der Weg zu nachhaltigen, klimaneutralen Unternehmen

Während der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Projektzeit von drei Jahren wird ein Mittelstand-Digital Zentrum aufgebaut, das jetzt in Stuttgart gestartet wurde.

Dieses soll kleine und mittelständische Unternehmen sowie Handwerksbetriebe in die Lage versetzen, den Weg zur Klimaneutralität bis 2035 zu gehen. Das Projekt wird mit mehr als fünf Millionen Euro vom Bund gefördert.

„Ein Thema, das in die Zeit passt, tolle Projektpartner und passgenaue finanzielle Ressourcen aus Berlin, jetzt können wir beim Thema Klimaneutralität durchstarten“, so Hans-Ulrich Schmid, Geschäftsführer des Softwarezentrums Böblingen/Sindelfingen e.V. zum neuen Förderprojekt. Für die Unternehmen sei es, schon allein um auch künftig wettbewerbsfähig zu sein, besonders wichtig, sich jetzt dem Ziel der Klimaneutralität zu verschreiben.

Klimaroadmaps und Zertifikate – das Mittelstand-Digital Zentrum Klima.Neutral.Digital bietet wichtige Basisinformationen z.B. über Wege zum zertifizierten klimaneutralen Unternehmen.

Das Konsortium plant und unterstützt Unternehmen auch bei konkreten Umsetzungsprojekten, insbesondere zu den Themenfeldern:

  • Sensorgestütztes Monitoring
  • Digitale Produktentstehung
  • Klimafreundliche Gebäudehülle
  • Digitale Geschäftsmodelle
  • Klimaneutrales Energiemanagement

Als Ansprechpartner:innen und Unterstützer:innen stehen den Unternehmen vor Ort Klima-Coaches zur Seite.

Die Konsortialpartner und deren Stärken fürs Projekt

Das Projekt wird durch vier Partner aus Baden-Württemberg getragen:

  • Die Hahn-Schickard Gesellschaft für angewandte Forschung, Stuttgart: Exzellente Expertise im Bereich der Mikrosystemtechnik und Bereitsteller der notwendigen Hardware und Datenverarbeitung für die Digitalisierung.
  • Softwarezentrum Böblingen/Sindelfingen e.V., Böblingen: Fachexpertise im Bereich Digitalisierung durch 110 IT-Mitgliedsunternehmen. Öffentlichkeitsarbeit mit unterschiedlichsten Formaten. www.softwarezentrum.de
  • Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW), Stuttgart: Umfangreiche Fachexpertise und Erfahrung u.a. in der Energiesystemanalyse sowie Auslegung und Betrieb von Anlagen in Bezug auf Energieeffizienz.
  • Der Mikrosystemtechnik-Cluster microTEC Südwest e.V., Freiburg: Hat die Konsortialleitung sowie die Gesamtprojektleitung inne. Weitreichende Erfahrungen und Expertise im Wissens- und Technologietransfer sowie in der Öffentlichkeitsarbeit.

Die Konsortialpartner werden mit zahlreichen verschiedenen Institutionen zusammenarbeiten. Darunter gehören u.a. über 25 weitere Mittelstand-Digital Zentren sowie die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF).

Bei Fragen zum Mittelstand-Digital Zentrum Klima.Neutral.Digital steht Hans-Ulrich Schmid vom Softwarezentrum Böblingen/Sindelfingen e.V. gerne zur Verfügung (Tel . 07031/714701; info@softwarezentrum.de)

Neue Interviewreihe “Fit für die Gründung – Profis starten durch!”

In diesen Interviews erzählen uns Gründerinnen und Gründer ihre persönliche Existenzgründungsgeschichte. Gemeinsam haben sie, dass sie den Sprung in die berufliche Selbstständigkeit aus einer Anstellung wagten.

Folge – 4 – SPIRIT/21 GmbH

Die SPIRIT/21 GmbH begleitet als inhabergeführtes Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen Kunden seit knapp einem Vierteljahrhundert bei allen Fragen rund um die IT. Heute ist SPIRIT/21 mit mehr als 500 Mitarbeitenden an zehn Standorten in der DACH-Region vertreten. Im Laufe der Jahre wurde das Portfolio auf breitere Beine gestellt und durch eine Vielzahl innovativer IT-Angebote ergänzt. 2009 zogen sich die Gründer aus dem operativen Geschäft zurück. Zehn Jahre später regelten sie ihre Nachfolge und beteiligen das fünfköpfige Geschäftsführungsteam mit einem Management-Buy-Out am Unternehmen. Unsere Fragen stellten wir an Marc Bittig, den Vorsitzenden der Geschäftsführung, und seinen Vorgänger Markus Sieber, der Anfang 2022 in den Beirat wechselte.

Sie haben Ihr Unternehmen nicht neu gegründet, sondern ein bestehendes Unternehmen im Rahmen eines Management-Buy-out (MBO) übernommen. Wie kann man sich das vorstellen?

Markus Sieber (MS): Die Vorbereitungsphase – vom ersten konkreten Gespräch mit den Gründern und Alteigentümern bis zur Umsetzung des MBO – hat ungefähr drei Jahre gedauert. Zu Beginn wurden unterschiedliche Ansätze für die Nachfolgeregelung diskutiert. Dazu gehörte auch ein möglicher Verkauf des Unternehmens. In den Gesprächen kristallisierte sich heraus, dass die Gründer ihr Lebenswerk nicht aufgeben, sondern das Unternehmen in seiner jetzigen Form erhalten und an das eigene Management übergeben wollten. Damit war der Weg in Richtung Management-Buy-Out frei. Diese Grundsatzentscheidung war sehr wichtig, um die nächsten Schritte einzuleiten.

Wie war die Ausgangssituation vor dem MBO?

Marc Bittig (MB): Wir gehörten beide zum fünfköpfigen Geschäftsführungsteam und verantworteten bereits seit mehreren Jahren gemeinsam mit unseren Kollegen Eberhard Armbruster, Joachim Gutheil und Andreas Weiß alle strategischen Entscheidungen und damit die Entwicklung des Unternehmens.

Was war die Motivation für den MBO und damit Ihren Weg in die unternehmerische Selbstständigkeit?

MS: Im Geschäftsführungsteam waren wir uns – trotz unterschiedlicher persönlicher Ziele und Wertvorstellungen – schnell einig, dass wir genauso wie die Alteigentümer das Unternehmen in seiner jetzigen Form erhalten und nachhaltig am Markt positionieren wollten. Ohne dieses gemeinsame Grundverständnis wäre eine erfolgreiche Umsetzung des MBO ganz sicher nicht möglich gewesen.

Gab es Institutionen und Partner, die Sie in der Phase der Übernahme und anschließend hilfreich unterstützt haben? Wie sah diese Unterstützung konkret aus?

MS: Die Realisierungsphase war von vielen kniffligen juristischen, gesellschafts- und steuerrechtlichen Fragen begleitet. Deshalb beschlossen wir, eine Kanzlei hinzuzuziehen, die sich in der Materie gut auskennt und der beide Seiten vertrauten, die Alteigentümer und das neue MBO-Team. Mit der professionellen Begleitung haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht. So gelang es, die Neutralität zwischen den Parteien zu wahren, Extrempositionen weitestgehend zu vermeiden und eine Beteiligungsstruktur zu entwickeln, die auf die Zukunft ausgerichtet ist und die Neuaufnahme bzw. das Ausscheiden von Gesellschaftern vertraglich regelt.

Was waren während des MBOs die größten unternehmerischen Herausforderungen für Sie?

MS: Der Wechsel des Eigentümers gehört zu den größten Einschnitten in der Entwicklung eines Unternehmens. Für die Gründer ist damit meist der Ausstieg aus dem Berufsleben und der Abschied von ihrem Lebenswerk verbunden. Da sind naturgemäß eine Menge Emotionen im Spiel. In der Entscheidungsphase war es für uns nicht immer einfach, die unterschiedlichen Argumente, Standpunkte und Befindlichkeiten aller Beteiligten zu balancieren. Nach intensiven Diskussionen und toughen Verhandlungen über den Unternehmenswert einigten sich schließlich alle Beteiligten auf gemeinsame Spielregeln und beschlossen, Anteile in gleicher Höhe zu übernehmen.
MB: Je mehr Stakeholder involviert sind – in unserem Fall waren es drei Alteigentümer und fünf potenzielle Neugesellschafter -, desto schwieriger wird es, die verschiedenen Interessenslagen unter einen Hut zu bekommen. Schließlich überzeugte die MBO-Lösung, mit der wir zwei wichtige Ziele adressieren konnten: Kontinuität in unseren Geschäftsbeziehungen und Zukunftsperspektiven für unsere Mitarbeitenden. Ein großer Vorteil war, dass das übernehmende Management-Team ja bereits bekannt und mit den Anforderungen auf Mitarbeiter- und Kundenseite bestens vertraut war. Aktuell geht es nun darum, die in uns gesetzten Erwartungen langfristig zu erfüllen.

Was hat sich durch den MBO in Ihrem Unternehmen verändert?

MB: Der erfolgreiche Abschluss des MBO war ein bedeutender Meilenstein in unserer Firmengeschichte. Er legte die Basis für die nachhaltige Weiterentwicklung des Unternehmens und bereitete einen Wechsel in der Geschäftsführung vor. Zwei wichtige Player, die den Management-Buy-Out maßgeblich mitgestaltet haben, verabschiedeten sich nach einer 18-monatigen Übergangsphase Ende 2021 aus der Geschäftsführung und wechselten in den Beirat: der damalige Vorsitzende Markus Sieber und sein Stellvertreter Eberhard Armbruster. Anfang 2022 rückte Matthias Hüttner als neues Mitglied nach, der Vorsitz wurde von mir übernommen. Auf diese Weise haben wir einen fließenden Übergang der Führungsverantwortung, Kontinuität im Management und damit ein wichtiges Unternehmensziel erreicht.

Welche Bedenken bzw. Ängste hatten Sie im Zusammenhang mit dieser Übernahme und wie sind Sie damit umgegangen?

MS: Eines war für uns Neugesellschafter von Anfang an klar: Dass wir uns und unsere Familien durch die Übernahme von Geschäftsanteilen langfristig an das Unternehmen binden – finanziell, beruflich und vor allem auch emotional. Die Vor- und Nachteile haben wir in unserem privaten Umfeld ausführlich diskutiert und sind gemeinsam zu der Entscheidung gelangt, dass für uns jetzt genau der richtige Zeitpunkt ist, diesen Schritt zu tun und von der Angestellten- auf die Unternehmerseite zu wechseln.

Welche (Lern-)Erfahrungen haben Sie als Unternehmer bisher in Krisen gesammelt?

MB: Ruhe bewahren, die Lage analysieren, notwendige Entscheidungen rasch treffen und noch intensiver kommunizieren.

Welche konkreten Anregungen haben Sie für potenzielle Gründer oder Mitarbeiter:innen eines Unternehmens, die ein bestehendes Unternehmen übernehmen und führen wollen?

MS: Häufig wird der erforderliche Zeitaufwand und die emotionale Seite bei der Unternehmensübergabe unterschätzt. Unserer Erfahrung nach kommt es vor allem darauf an, den Eigentümerwechsel rechtzeitig und systematisch vorzubereiten. Dazu gehört neben der Einbeziehung externer Berater, die frühzeitige Information der Belegschaft und eine transparente, kontinuierliche Kommunikation mit allen Stakeholdern während der gesamten Übergangsphase.

Welche Qualitäten sollte man als Unternehmer:in mitbringen bzw. sich aneignen?

MB: Ohne Leidenschaft und ein Brennen für die Sache, klappt der Sprung auf die Unternehmerseite ganz sicher nicht. Spaß an neuen Themen und die Kraft, Ungewissheiten aushalten zu können, sind nach unserer Erfahrung weitere wichtige Eigenschaften. Selbstverständlich gehören auch eine gute Portion Risikobereitschaft, Durchsetzungsvermögen und vor allem gute Kommunikationsfähigkeiten dazu.

Was sind die nächsten großen Schritte für Sie und Ihr Unternehmen?

MB: Das kontinuierliche Verändern gewachsener Strukturen gehört seit jeher zu unserer Unternehmenskultur. Das aktuelle Geschäftsführungsteam steht dabei für eine mittelstandsorientierte Ausrichtung mit einem moderaten, am Markt orientierten Wachstum. Unser Ziel ist und bleibt die langfristige Existenz des Unternehmens. Mit unserem MBO wurde der Grundstein für ein Generationenmodell mit Perspektiven für nachfolgende Managementgenerationen gelegt. Das heißt, auch das heutige Führungsteam kann sich mittelfristig auf die gleiche Weise verändern und weiterentwickeln.

Welchen Mehrwert hat es für Ihr Unternehmen im Softwarezentrum angesiedelt zu sein?

MB: Unser Firmensitz befindet sich seit fast 20 Jahren im Softwarezentrum Böblingen/Sindelfingen. Das zeigt, dass wir uns hier – in unmittelbarer Nachbarschaft vieler junger und etablierter IT-Unternehmen – sehr wohl fühlen. Gerne nutzen wir die vorhandene Infrastruktur und die vielfältigen Networking-Möglichkeiten.

Herzlichen Dank für den Einblick und die Anregungen!

Neue Interviewreihe “Fit für die Gründung – Profis starten durch!”

In diesen Interviews erzählen uns Gründerinnen und Gründer ihre persönliche Existenzgründungsgeschichte. Gemeinsam haben sie, dass sie den Sprung in die berufliche Selbstständigkeit aus einer Anstellung wagten.

Folge – 3 – Shadow Your Future GmbH

Gründerin und Geschäftsführerin der Shadow Your Future GmbH ist Jill Hollender. Shadow Your Future (SYF) ist ein junges Start-up, das bei der praktischen Berufsorientierung sowie Nachwuchssicherung im Unternehmen unterstützt. Über eine Online-Plattform werden Schüler und Unternehmen über kurze, praktische Berufseinblicke, sogenannte “Shadowings”, zusammengebracht. Unternehmen haben dabei die Chance, Jugendliche frühzeitig, persönlich und individuell zu begeistern, um potentielle Nachwuchskräfte zu finden.

Wie hat sich Ihr Gründungsprozess gestaltet?

Jill Hollender: Ich habe SYF neben meiner Vollzeitbeschäftigung bei IBM ca. 6 Monate nach Abschluss meines dualen Masterstudiums 2019 gestartet. Zu diesem Zeitpunkt habe ich zunächst Markt- und Zielgruppenanalysen sowie Umfragen durchgeführt, um den Bedarf und das Konzept zu evaluieren. Zahlreiche Gespräche mit Unternehmen, Jugendlichen, Eltern und Lehrern haben mich in meinem Vorhaben bestärkt und eine Grundlage für die Erstellung eines Minimum Viable Product geboten, also einer provisorischen Plattform, um als Einzelunternehmen nebenberuflich zu starten. Durch die Vollzeitbeschäftigung, einen unternehmensinternen Rollenwechsel bei IBM sowie die Pandemie konnte ich die Selbstständigkeit im Nebenerwerb während dieser Zeit nur sporadisch und in kleinen Schritten vorantreiben.

Wie war Ihre berufliche Ausgangssituation vor der Gründung? Was war Ihre Motivation für die Gründung?

Die Motivation Shadow Your Future zu gründen, entstand durch meine Tätigkeit bei IBM. Während meines dualen Studiums durfte ich dort das Konzept eines Job Shadowings näher kennenlernen. IBM bietet Mitarbeitern intern die Chance, Einblicke in verschiedene Jobrollen im Rahmen eines Shadowings zu gewinnen. Man wird sozusagen zum „Schatten“ eines Mitarbeitenden, schaut ihm über die Schulter und erlebt dessen Berufsalltag hautnah. Genau diese kurzen Einblicke hätte ich mir als Jugendliche vor meinem Schulabschluss gewünscht, um meine Stärken, Schwächen und Leidenschaften besser kennenzulernen, um mich leichter für eine berufliche Laufbahn zu entscheiden. Was mich im nächsten Schritt auf das Konzept von SYF brachte und wodurch in mir die Gründungsmotivation gewachsen ist, war eine Studienreise in die USA. Während dieser Reise durfte ich zahlreiche Unternehmen in verschiedenen Städten kennenlernen, unter anderem im Start-up Hotspot Silicon Valley. Die Einblicke und Eindrücke waren für meine persönliche Entwicklung unglaublich wertvoll und genau diese Chance möchte ich Jugendlichen in ihrer Berufsorientierungsphase bieten.

Was hat sich nach der Gründung anders entwickelt als geplant, welche unerwarteten Ereignisse gab es?

SYF wird aktuell von zwei Investoren gefördert. Zu Beginn habe ich SYF eigenständig als Einzelunternehmen durch meine Vollzeitbeschäftigung finanziert. Eine Finanzierung über Investoren und die Gründung einer GmbH waren ursprünglich nicht geplant. Ich wollte das Start-up zunächst nebenberuflich als zweites Standbein aufbauen und meine Karriere bei IBM weiterführen. Als ich 2021 einen potenziellen Kunden gewinnen wollte, war dieser vom Konzept und Potenzial begeistert und hat mir eine Förderung als Investor angeboten. Dieser Investition stand ich zunächst sehr skeptisch gegenüber, denn ich hatte mich mit dem Gedanken, Unternehmensanteile für eine Finanzierung abzugeben nicht beschäftigt. In Gesprächen mit dem Investor wurde mir klar, was für eine einmalige Chance mir geboten wurde und ich fasste Vertrauen. Bevor ich den Schritt wagte in Vollzeit für mein Unternehmen tätig zu werden, konnte ich einen weiteren Investor begeistern, mit einzusteigen. Im Oktober 2021 bin ich als Geschäftsführerin der Shadow Your Future GmbH gestartet.

Gab es Institutionen, die Sie in der Gründungsphase und anschließend hilfreich unterstützt?

Als ich mir das Konzept von SYF und eine mögliche Umsetzung überlegt hatte, stand ich vor diversen Herausforderungen. Eine erste Unterstützung habe ich bei einer einstündigen kostenlosen Gründungsberatung im Stuttgarter Rathaus erhalten. Für alle weiteren Fragestellungen habe ich mich an die Senioren der Wirtschaft gewandt, über die ich bis heute großartige Unterstützung erfahre. Die Expertise und das Netzwerk sind Gold wert und die Beratung erfolgt ehrenamtlich durch ehemalige Führungskräfte und Unternehmer. Über die Wirtschaftssenioren konnte ich mich mit der Wirtschaftsförderung in Rutesheim vernetzen, die mich mit einem Pilotprojekt und ihrem Netzwerk wiederrum unterstützt hat, über das ich auch mit dem Investor in Kontakt gekommen bin. Über das Pilotprojekt konnte ich erste Kunden gewinnen.

Wodurch unterscheiden Sie sich von Ihren Wettbewerbern?

Wir bieten keine weitere Ausbildungs- oder Stellenbörse, sondern setzen einen Schritt vorher in der Berufsorientierungsphase an. Jugendliche wissen oft noch nicht, wo ihre Stärken und Schwächen liegen oder in welchen Unternehmen sie gerne arbeiten möchten. SYF ermöglicht es ihnen das herauszufinden, um im Anschluss eine fundierte Entscheidung für den beruflichen Weg zu treffen. Schüler können durch uns mit Unternehmen einfach in Kontakt treten und einen unverbindlichen, praktischen Einblick anfragen.
Diese ermöglichen es den Unternehmen mit geringem Kapazitätsaufwand zahlreiche Jugendliche früh zu begeistern; sie ersparen spätere kostenintensive Recruiting-Aufwände und reduzieren Ausbildungsabbrüche. Wir kooperieren wir mit zahlreichen Schulen, bieten Social Media Marketing sowie eine schülergerechte Formulierung der Shadowing Angebote.

Was ist für Sie besonders spannend in der beruflichen Selbstständigkeit?

Die Freiheit den Alltag selbst zu bestimmen und die Motivation ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen, was einen gesellschaftlichen Mehrwert bietet, waren für mich die Hauptargumente für die Selbstständigkeit. Aus jeder Aktivität und jedem Gespräch ergeben sich neue Ideen, Termine, Aufgaben, die sehr abwechslungsreich und aufregend sind. Ich lerne unglaublich viel in allen Bereichen des Unternehmertums, persönlich und inhaltlich. Es ist ein Abenteuer!

Was waren und sind die größten Herausforderungen und wie gehen Sie damit um?

Die Selbstständigkeit bringt neue Herausforderung mit sich. Alles steht und fällt mit der eigenen Unternehmerpersönlichkeit. Man muss den Tag sehr gut strukturieren, um effizient arbeiten zu können und den Überblick nicht zu verlieren. Wenn etwas nicht so gelaufen ist, wie man es sich vorgestellt hat, muss man sich auch wieder selbst motivieren. Man braucht viel Geduld, Durchhaltevermögen. Ich musste lernen Pausen zu machen, um abzuschalten und um neue Energien zu tanken. Meine größte Herausforderung in diesem Zusammenhang war es, dem Arbeitstag ein Ende zu setzen. Ich habe für mich herausgefunden, dass Kurz-Trips in regelmäßigen Abständen optimal sind, um guten Gewissens abzuschalten, die Vogel-Perspektive nicht zu verlieren und auf neue Ideen zu kommen.

Welche Erfahrungen haben Sie als Unternehmer:in bisher mit Krisen gesammelt und wie gingen/gehen Sie damit um?

Die Selbstständigkeit ist geprägt von Höhen und Tiefen. Mir hat gezeigt, dass ein kurzes Telefonat mit meinen Investoren sehr hilft, schnell Lösungen zu finden. Beide sind erfahren und pragmatisch. Ich finde es daher sehr wichtig, jemanden an der Seite zu haben, der daran erinnert: „Geht nicht, gibt’s nicht“.

Wo soll Ihr Unternehmen in fünf Jahren stehen?

Über SYF sollen Shadowings deutschlandweit und darüber hinaus angeboten werden, um Schüler und Unternehmen zusammenzubringen. SYF soll als Baustein im Rahmen der Berufsorientierung jeder Schule zugänglich gemacht werden.

Herzlichen Dank für den Einblick und die Anregungen!

Neue Interviewreihe “Fit für die Gründung – Profis starten durch!”

In diesen Interviews erzählen uns Gründerinnen und Gründer ihre persönliche Existenzgründungsgeschichte. Gemeinsam haben sie, dass sie den Sprung in die berufliche Selbstständigkeit aus einer Anstellung wagten und in unserem Softwarezentrum ansässig sind.

Folge – 2 – In-Xperts GmbH

Die In-Xperts GmbH ist ein Personalberatungs- und Headhunting-Unternehmen in Böblingen und ist Tochterunternehmen der Softwaremanufaktur Inno-Tec. Sie hat drei Geschäftsführer: Oliver Hupfeld, Maxim Shpakov und Christian Nussbaum. Christian Nussbaum ist auch geschäftsführender Gesellschafter, es gibt eine Angestellte im Bereich Talent Sourcing.  Die Spezialität des Unternehmens ist die Suche und Gewinnung von Fachkräften, besonders aus IT und Digitalisierung. Zudem bietet es Karriereberatung und Interimslösungen an.

Wie sah Ihr Gründungsprozess aus, wie hat sich dieser gestaltet?

Christian Nussbaum: Wir haben das Unternehmen mit der Inno-Tec zusammen gegründet, einem meiner ältesten und treusten Kunden. Die Inno-Tec hatte großen Recruiting-Bedarf und wollte eine „Beratungstochter“ gründen. Ich spielte seit meiner Zeit als Personalberater mit der Idee der Selbständigkeit. Der Kundenstamm entsteht hier immer mit persönlichem Bezug und unabhängig vom Unternehmen, für das der Personalberater arbeitet. Es ist ein klassisches „Peoplebusiness“ und die Wahrscheinlichkeit, dass Partner einem bei einer Selbständigkeit erhalten bleiben, ist sehr hoch. Wir hatten 2019 bereits lose über dieses Thema diskutiert, durch die Corona-Pandemie schliefen die Gespräche wieder ein. Im Januar 2021 haben wir dann den Schritt relativ spontan gewagt.

Wie war Ihre berufliche Ausgangssituation vor der Gründung?

Ich bin ausgebildeter Informatikkaufmann und war seit 2015 als Angestellter in der Personalberatung tätig. Ich habe zwar durch meine IT-Vergangenheit seit 2008 im Nebenerwerb ein Kleinunternehmen angemeldet, hier aber nie geplant, dies in eine vollständige Selbständigkeit zu überführen.

Was war Ihr Beweggrund für die Gründung?

Die Personalberatungsbranche ist prädestiniert für eine Selbständigkeit, da man auch im Anstellungsverhältnis als „Unternehmer im Unternehmen“ tätig ist und seinen eigenen Kunden- und Kandidatenstamm aufbaut. Nach einigen Jahren in der Branche entwickelte ich mein eigenes Verständnis für das Geschäft und auch meinen eigenen Weg, der mich erfolgreich machte. Dieser ist nicht immer mit der Ausrichtung eines Arbeitgebers vereinbar und dann kommt man um eine Gründung eigentlich nicht mehr herum.

Welche Bedenken hatten Sie im Zusammenhang mit der Gründung und wie sind Sie damit umgegangen?

Als Familienvater mit laufendem Hauskredit hatte ich die Sorge, ob ich ohne die Absicherung durch einen Arbeitgeber meine Familie versorgen kann. Bei unserer Gründung war der Investitionsbedarf gering. Wir benötigten keinen großen Maschinenpark o. ä. Wenn wir gescheitert wären, wäre der finanzielle Verlust überschaubar gewesen und der Wechsel zurück in eine Festanstellung relativ schnell möglich. Deshalb war es ein kalkulierbares Risiko.

Was hat Ihnen bei der Gründungsentscheidung geholfen?

Ich habe mit Oliver Hupfeld und Maxim Shpakov zwei Partner, die im Bereich Unternehmensgründung und -führung schon viel Erfahrung sammelten und auf ein umfassendes Netzwerk aus Steuerberatern, Anwälten, Notaren, etc. zurückgreifen konnten. Außerdem waren wir von Anfang an unabhängig von Drittkapital, da die Inno-Tec als Gesellschafterin bei Bedarf genügend liquide Mittel vorhalten konnte. Wir profitierten zusätzlich von ihren Organisationsstrukturen und dem Netzwerk:  Das war ein absoluter „Kickstarter“ für uns!

Welche Veränderungen brachte die Selbstständigkeit für Sie?

Im ersten Moment war es ein „komisches“ Gefühl, keinem Chef mehr Rechenschaft ablegen zu müssen. Eine komplette Selbstorganisation und sich mit Themen außerhalb des „klassischen“ Jobs, wie Buchführung, Marketing, PR und Verwaltung zu beschäftigen, war am Anfang ungewohnt. Allerdings waren dies schon immer Themen, mit denen ich mich gerne beschäftigt habe.

Wie haben Sie die ersten Kunden gewonnen?

Die meisten meiner Kunden begleiten mich schon seit Jahren und resultieren aus meinen Kaltakquise-Aktivitäten. Heute profitieren wir bei der Neukundengewinnung vor allem von unserem Ruf und von Mundpropaganda.

Was ist der nächste große Schritt für Sie und Ihr Unternehmen?

Die Einstellung einer Vollzeitkraft wird der nächste große Schritt für uns, hier sind wir bereits auf der Suche. Verantwortung für einen Mitarbeitenden zu übernehmen und diesem eine solide Grundlage und einen sicheren Arbeitsplatz zu bieten, ist eine große Verantwortung.

Was ist für Sie besonders spannend in der beruflichen Selbstständigkeit?

Die Vielseitigkeit der Aufgabe und die Eigenorganisation. Und natürlich, wiegen Erfolge nochmals mehr, wenn es das eigene Unternehmen ist.

Welche Tipps möchten Sie Gründungsinteressierten geben?

Suchen Sie sich starke Partner und Rat bei Leuten, die bereits erfolgreich gegründet haben. Zudem ist ein guter Steuerberater absolut Gold wert. Starke Geschäftspartner sind auch wichtig. Nehmen Sie Ratschläge und Hilfe an, falsche Eitelkeiten sind Gift für den Erfolg.

Was war in der Gründung Ihre größte Lernerfahrung?

Dass Selbständigkeit nicht unbedingt heißen muss, man arbeitet selbst und ständig. Man kann mit einem geordneten Tagesablauf und einer normalen Arbeitslast als Unternehmer in der Gründung- und Startup-Phase erfolgreich werden.

Was hat sich nach der Gründung ganz anders entwickelt als geplant, welche unerwarteten Ereignisse gab es und welche Auswirkungen hatte dies?

Überraschend positiv war die Resonanz aus dem Netzwerk und wie viele ehemalige Interessenten mit uns zusammenarbeiten wollten. So mussten wir im ersten Jahr keinerlei Akquise betreiben. Negativ war leider das Thema Markenschutz, das wir etwas unterschätzt und zu wenig Recherche betrieben hatten. So mussten wir nach einem halben Jahr die GmbH umbenennen, was mit Verwaltungsaufwand verbunden war. 

Warum haben Sie sich für eine Ansiedlung im Softwarezentrum entschieden?

Zum einen ist die Inno-Tec schon seit Jahren im Softwarezentrum ansässig, was die Entscheidung natürlich obligatorisch machte. Darüber hinaus wird ein professionelles Umfeld für junge Unternehmen geboten. Man muss sich nicht um Infrastruktur, Hausmeister, Technik o. ä. kümmern und das zu einem fantastischen Preis. Ebenso ist die Nähe zu anderen interessanten und ambitionierten Unternehmen eine große Chance für Partnerschaften und wichtige Informationen.

Welche Qualitäten sollte man als Unternehmer:in mitbringen bzw. sich aneignen?

Ein offenes Mindset auf alle Fälle und die Bereitschaft, sich auf neue Gegebenheiten einzustellen. Zudem sollte man immer offen für neue Ideen und Chancen sein und falsche Eitelkeit über Bord werden.

Herzlichen Dank für den Einblick und die Anregungen!

Special Interest Group Leadership & Teams

Beim Aufbau von Unternehmen, mit wachsender Anzahl von Teams und Mitarbeiter:innen werden die Themen Leadership und Teamentwicklung immer wichtiger. Wie packt man das richtig an?

Den Unternehmen des Softwarezentrums und weiteren Interessierten wird mit dieser „Special Interest Group“ eine Austauschplattform zum Kennenlernen und Diskutieren von Fragestellungen rund ums das Thema Führung, Zusammenarbeit & Teamentwicklung angeboten.

Das 1. Treffen findet am Montag, den 16. Mai 2022, Beginn 16:00 im Medienraum des Softwarezentrums (Otto-Lilienthal-Straße 36, 71034 Böblingen) statt. Die Dauer des ersten Treffens ist auf zwei Stunden angesetzt.

Ursula Fuggis-Hahn (langjährige Personalgeschäftsführerin bei einem international tätigen Pharmaunternehmen und heute ehrenamtliche Beraterin bei den Senioren der Wirtschaft) wird die Special Interest Group moderieren und aus Ihrer Erfahrung heraus Impulse geben.

Führen – das kann doch jeder!

Unter dieser Überschrift ist ein interaktiver Austausch über das persönliche Führungsverständnis, -erleben und -verhalten geplant. Eine kurze Einführung in die Grundlagen der Führung ergänzt den Austausch.

Die Auswahl der weiteren Themenschwerpunkte (bspw. Mitarbeitergespräch, Feedback, Zielorientierung, Konfliktlösung, virtuelle Führung) erfolgt gemeinsam mit den Teilnehmern:innen.

Wir freuen uns auf Ihre Anmeldung per Mail an info@softwarezentrum.de oder telefonisch unter 07031/714701.

Für Unternehmen des Softwarezentrums ist die Teilnahme kostenfrei. Für externe Interessierte beträgt die Teilnahmegebühr 50 Euro. Die SIG Interest Group Leadership & Teams wird von der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH unterstützt.

blackboxI55 goes live! – AI xpress

Networking in der IT Region Stuttgart, dieses Mal nicht online, sondern vor Ort im AI xpress, dem neuen KI-Startup und Innovationszentrum in Böblingen

Die zweite Auflage der blackbox|55 live findet am Montag, den 16. Mai 22, ab 19 Uhr statt.

Location ist die Dachterrasse des neuen KI-Startup und Innovationszentrum AI xpress, das in Böblingen im Herbst seine Türen geöffnet hat.

Einen inhaltlichen Impuls liefert der Oberbürgermeister der Stadt Böblingen Dr. Stefan Belz.

Als promovierter Raumfahrtingenieur geht er unter dem Titel “Klar besiedeln wir den Mars, die Frage ist nur wann?!” auf unterhaltsame Weise gedanklich einige Etagen höher.

Nach 55 Minuten, auch kulturellem Input, bietet die blackbox diesmal auch Gelegenheit für ein echtes Get-Together mit Musik und Catering, damit die Vernetzung der IT- und Digitalakteure der Region Stuttgart weiter gut funktioniert.

Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung aber erforderlich.

Bei der blackbox|55 treffen sich Akteur*innen der IT- und Digitalwirtschaft aus der Region Stuttgart.

  • aus Anbieter- und Anwenderunternehmen
  • aus Startups, KMUs und Global Playern
  • Profis und Nachwuchskräfte/Studierende

Agenda

19:00 | Check-in und Warm up
19:20 | “Klar besiedeln wir den Mars, die Frage ist nur wann?!”, Dr. Stefan Belz, Oberbürgermeister Böblingen
19:40 | blackbox Kultur
19:55 | bis open end | Get together

blackbox|55 ist eine Veranstaltung von Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH und dem Softwarezentrum Böblingen/Sindelfingen e.V.

Mit freundlicher Unterstützung von

AI xpress
Hochschule Esslingen | University of Applied Science
Informatik-Forum Stuttgart e. V. (infos)
Innovative Trends
Stuttgart Forward
ZDBB | Zentrum Digitalisierung Region Stuttgart

socialbox|55 – Social Media Talks aus der IT Region Stuttgart

Bei der socialbox|55 treffen sich Akteur*innen der IT- Digital- und Kreativwirtschaft aus der Region Stuttgart.

  • aus Anbieter- und Anwenderunternehmen
  • aus Startups, KMUs und Global Playern
  • Profis und Nachwuchskräfte/Studierende

Im Zentrum des Onlineformats steht ein fachlicher Input zu einem aktuellen und relevanten Social Media Thema. Darüber hinaus gibt`s aber auch noch Raum für Austausch und Vernetzung.

Am Montag, den 25. April 22, Beginn 17.00 Uhr, kommt dieser Input von Benedict Kurz, Gründer von Knowunity, Deutschlands beliebtester & schnellst wachsender Schülerplattform.

Benedict wird vorstellen, was Knowunity genau anbietet und vor allem wie er und sein Team mit der sehr jungen Zielgruppe so erfolgreich kommunizieren, dass wenige Monate nach Angebotsstart bereits 1,6 Millionen Kinder Jugendliche die Lernplattform nutzen.

Nach dem Input von Benedict ist noch Platz für Fragen, Diskussion und vor allem Vernetzung, denn gute Zusammenarbeit und Kollaboration sind der wichtigste Schmierstoff der Digitalisierung. Und das Ganze in nicht mal einer Stunde, sondern in exakt 55 Minuten.

Agenda:

17:00 | Check-in
17:10 | Vortrag: Benedict Kurz, Knowunity
17:40 | Networking
17:50 | Check-out

Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung bzw. Registrierung aber erforderlich unter
https://pretix.eu/wrs/socialbox01/

socialbox|55 ist eine Veranstaltung von Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH und dem Softwarezentrum Böblingen/Sindelfingen e.V.

Mit freundlicher Unterstützung von

AI xpress
Hochschule Esslingen | University of Applied Sciences
Informatik-Forum Stuttgart e. V. (infos)
Innovative Trends
Stuttgart Forward
ZDBB | Zentrum Digitalisierung Region Stuttgart

„Qoool Camp`22“ – Themen rund um die Bereiche Quantencomputing und Quantensensorik

Mehr als ein Quantensprung: „Qoool Camp`22“ startet als neues Veranstaltungsformat

AI xpress Böblingen, Universität Stuttgart und Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) veranstalten am 6. Mai 2022 das „Qoool Camp ´22“ in Böblingen. Bei dem neuartigen Veranstaltungsformat zu den Themen Quantencomputing und Quantensensorik erarbeiten die Teilnehmer*innen ihr Programm selbst

Das Qoool Camp ist als Barcamp aufgesetzt. Dieses Veranstaltungsformat unterscheidet sich deutlich von klassischen Konferenzen: Die Teilnehmenden bringen eigene Themen rund um die Bereiche Quantencomputing und Quantensensorik mit und erstellen am Veranstaltungstag spontan ein gemeinsames Programm. Als Auftakt der Veranstaltung wird es zwei Keynote Vorträge von IBM und Bosch geben. Im Anschluss daran erarbeiten die Teilnehmerinnen ihr Programm für den Tag.

Die Moderation übernimmt der Barcamp-Spezialist Jan Theofel, Roland Bernhard, Landrat des Landkreises Böblingen, die Begrüßung. Regionale Partner aus Wirtschaft und Forschung, wie Bosch, IBM, Hahn-Schickard, IMS CHIPS, Q.ANT oder das Softwarezentrum Böblingen/Sindelfingen unterstützen die Veranstaltung mit ihrem Fachwissen. Sie alle befassen sich mit dem Zukunftsfeld der Quantentechnologie. Deren Anwendung ist breit gefächert: Auf Basis von Quantensensoren könnten zukünftig beispielsweise Prothesen per Gedanken gesteuert werden. Quantencomputer wiederum werden in Zukunft ein Vielfaches der heute verfügbaren Rechenleistung bereitstellen. Daraus resultieren zahlreiche neue Geschäftsmodelle und Nutzungsszenarien. Bereits heute finden sich zu den Bereichen Quantencomputing und Quantensensorik in der Region Stuttgart zwei in Europa einzigartige, besonders zukunftsfähige Technologiecluster: So hat IBM in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IAO den ersten kommerziell nutzbaren Quantencomputer Europas realisiert. Das Thema Quantensensorik, beispielsweise in Bezug auf das automatisierte Fahren, und dessen innovative Nutzung wird im Zukunftscluster QSens der Universität Stuttgart erforscht.

Um die Quantentechnologie weiter voranzutreiben ist es notwendig, aus Ideen konkrete Geschäftsmodelle und Anwendungen zu entwickeln. Genau darum geht es beim Qoool Camp ’22. Ziel des eintägigen Barcamps ist es, die Teilnehmenden an die beiden Zukunftsthemen Quantencomputing und Quantensensorik heranzuführen, wichtige Themen herauszuarbeiten und sich zu vernetzen. Im Idealfall entstehen dabei konkrete Anwendungen und neue Geschäftsmodelle in den beiden Technologie Clustern.

Anmelden können sich Professionals, Gründer*innen, technische Studierende aus den Regionen Stuttgart, Ulm und Karlsruhe und technisch Interessierte. Anmeldung unter: www.qoool.io

Die Teilnahme kostet für Studierende 10 €. Professionals bekommen Early-Bird-Tickets für 119 € bis 1.4.22 – danach kostet die Teilnahme 178 €.

Ausblick: Qoool Campwoche vom 19. bis 22. Mai 2022.

Teilnehmer*innen des Qoool Camps, die Interesse daran haben, die beiden Themen zu vertiefen, erhalten auf der Qoool Campwoche weiteres Grundlagenwissen, Unterstützung im Bereich Company Building und alles was es braucht, um vielversprechende Konzepte weiterzuverfolgen. Eine separate Anmeldung ist hierfür erforderlich.

Qoool Camp ’22 ist ein Angebot von AI xpress. Das Startup- und Innovationszentrum ist ein Projekt des Softwarezentrums Böblingen/Sindelfingen e.V. mit Unterstützung des Landkreises Böblingen.

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