Neue Interviewreihe “Fit für die Gründung – Profis starten durch!”

28.04.2022

In diesen Interviews erzählen uns Gründerinnen und Gründer ihre persönliche Existenzgründungsgeschichte. Gemeinsam haben sie, dass sie den Sprung in die berufliche Selbstständigkeit aus einer Anstellung wagten und in unserem Softwarezentrum ansässig sind.

Folge – 2 – In-Xperts GmbH

Die In-Xperts GmbH ist ein Personalberatungs- und Headhunting-Unternehmen in Böblingen und ist Tochterunternehmen der Softwaremanufaktur Inno-Tec. Sie hat drei Geschäftsführer: Oliver Hupfeld, Maxim Shpakov und Christian Nussbaum. Christian Nussbaum ist auch geschäftsführender Gesellschafter, es gibt eine Angestellte im Bereich Talent Sourcing.  Die Spezialität des Unternehmens ist die Suche und Gewinnung von Fachkräften, besonders aus IT und Digitalisierung. Zudem bietet es Karriereberatung und Interimslösungen an.

Wie sah Ihr Gründungsprozess aus, wie hat sich dieser gestaltet?

Christian Nussbaum: Wir haben das Unternehmen mit der Inno-Tec zusammen gegründet, einem meiner ältesten und treusten Kunden. Die Inno-Tec hatte großen Recruiting-Bedarf und wollte eine „Beratungstochter“ gründen. Ich spielte seit meiner Zeit als Personalberater mit der Idee der Selbständigkeit. Der Kundenstamm entsteht hier immer mit persönlichem Bezug und unabhängig vom Unternehmen, für das der Personalberater arbeitet. Es ist ein klassisches „Peoplebusiness“ und die Wahrscheinlichkeit, dass Partner einem bei einer Selbständigkeit erhalten bleiben, ist sehr hoch. Wir hatten 2019 bereits lose über dieses Thema diskutiert, durch die Corona-Pandemie schliefen die Gespräche wieder ein. Im Januar 2021 haben wir dann den Schritt relativ spontan gewagt.

Wie war Ihre berufliche Ausgangssituation vor der Gründung?

Ich bin ausgebildeter Informatikkaufmann und war seit 2015 als Angestellter in der Personalberatung tätig. Ich habe zwar durch meine IT-Vergangenheit seit 2008 im Nebenerwerb ein Kleinunternehmen angemeldet, hier aber nie geplant, dies in eine vollständige Selbständigkeit zu überführen.

Was war Ihr Beweggrund für die Gründung?

Die Personalberatungsbranche ist prädestiniert für eine Selbständigkeit, da man auch im Anstellungsverhältnis als „Unternehmer im Unternehmen“ tätig ist und seinen eigenen Kunden- und Kandidatenstamm aufbaut. Nach einigen Jahren in der Branche entwickelte ich mein eigenes Verständnis für das Geschäft und auch meinen eigenen Weg, der mich erfolgreich machte. Dieser ist nicht immer mit der Ausrichtung eines Arbeitgebers vereinbar und dann kommt man um eine Gründung eigentlich nicht mehr herum.

Welche Bedenken hatten Sie im Zusammenhang mit der Gründung und wie sind Sie damit umgegangen?

Als Familienvater mit laufendem Hauskredit hatte ich die Sorge, ob ich ohne die Absicherung durch einen Arbeitgeber meine Familie versorgen kann. Bei unserer Gründung war der Investitionsbedarf gering. Wir benötigten keinen großen Maschinenpark o. ä. Wenn wir gescheitert wären, wäre der finanzielle Verlust überschaubar gewesen und der Wechsel zurück in eine Festanstellung relativ schnell möglich. Deshalb war es ein kalkulierbares Risiko.

Was hat Ihnen bei der Gründungsentscheidung geholfen?

Ich habe mit Oliver Hupfeld und Maxim Shpakov zwei Partner, die im Bereich Unternehmensgründung und -führung schon viel Erfahrung sammelten und auf ein umfassendes Netzwerk aus Steuerberatern, Anwälten, Notaren, etc. zurückgreifen konnten. Außerdem waren wir von Anfang an unabhängig von Drittkapital, da die Inno-Tec als Gesellschafterin bei Bedarf genügend liquide Mittel vorhalten konnte. Wir profitierten zusätzlich von ihren Organisationsstrukturen und dem Netzwerk:  Das war ein absoluter „Kickstarter“ für uns!

Welche Veränderungen brachte die Selbstständigkeit für Sie?

Im ersten Moment war es ein „komisches“ Gefühl, keinem Chef mehr Rechenschaft ablegen zu müssen. Eine komplette Selbstorganisation und sich mit Themen außerhalb des „klassischen“ Jobs, wie Buchführung, Marketing, PR und Verwaltung zu beschäftigen, war am Anfang ungewohnt. Allerdings waren dies schon immer Themen, mit denen ich mich gerne beschäftigt habe.

Wie haben Sie die ersten Kunden gewonnen?

Die meisten meiner Kunden begleiten mich schon seit Jahren und resultieren aus meinen Kaltakquise-Aktivitäten. Heute profitieren wir bei der Neukundengewinnung vor allem von unserem Ruf und von Mundpropaganda.

Was ist der nächste große Schritt für Sie und Ihr Unternehmen?

Die Einstellung einer Vollzeitkraft wird der nächste große Schritt für uns, hier sind wir bereits auf der Suche. Verantwortung für einen Mitarbeitenden zu übernehmen und diesem eine solide Grundlage und einen sicheren Arbeitsplatz zu bieten, ist eine große Verantwortung.

Was ist für Sie besonders spannend in der beruflichen Selbstständigkeit?

Die Vielseitigkeit der Aufgabe und die Eigenorganisation. Und natürlich, wiegen Erfolge nochmals mehr, wenn es das eigene Unternehmen ist.

Welche Tipps möchten Sie Gründungsinteressierten geben?

Suchen Sie sich starke Partner und Rat bei Leuten, die bereits erfolgreich gegründet haben. Zudem ist ein guter Steuerberater absolut Gold wert. Starke Geschäftspartner sind auch wichtig. Nehmen Sie Ratschläge und Hilfe an, falsche Eitelkeiten sind Gift für den Erfolg.

Was war in der Gründung Ihre größte Lernerfahrung?

Dass Selbständigkeit nicht unbedingt heißen muss, man arbeitet selbst und ständig. Man kann mit einem geordneten Tagesablauf und einer normalen Arbeitslast als Unternehmer in der Gründung- und Startup-Phase erfolgreich werden.

Was hat sich nach der Gründung ganz anders entwickelt als geplant, welche unerwarteten Ereignisse gab es und welche Auswirkungen hatte dies?

Überraschend positiv war die Resonanz aus dem Netzwerk und wie viele ehemalige Interessenten mit uns zusammenarbeiten wollten. So mussten wir im ersten Jahr keinerlei Akquise betreiben. Negativ war leider das Thema Markenschutz, das wir etwas unterschätzt und zu wenig Recherche betrieben hatten. So mussten wir nach einem halben Jahr die GmbH umbenennen, was mit Verwaltungsaufwand verbunden war. 

Warum haben Sie sich für eine Ansiedlung im Softwarezentrum entschieden?

Zum einen ist die Inno-Tec schon seit Jahren im Softwarezentrum ansässig, was die Entscheidung natürlich obligatorisch machte. Darüber hinaus wird ein professionelles Umfeld für junge Unternehmen geboten. Man muss sich nicht um Infrastruktur, Hausmeister, Technik o. ä. kümmern und das zu einem fantastischen Preis. Ebenso ist die Nähe zu anderen interessanten und ambitionierten Unternehmen eine große Chance für Partnerschaften und wichtige Informationen.

Welche Qualitäten sollte man als Unternehmer:in mitbringen bzw. sich aneignen?

Ein offenes Mindset auf alle Fälle und die Bereitschaft, sich auf neue Gegebenheiten einzustellen. Zudem sollte man immer offen für neue Ideen und Chancen sein und falsche Eitelkeit über Bord werden.

Herzlichen Dank für den Einblick und die Anregungen!

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